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ü. Frankreich als Kaiserreich.
beherrschte, dem Empirestil, der auf die Formen des klassischen Altertums zurückgriff. (Fig. 4, 5, 8, 9, 17—20.) Neue Landstraßen wurden angelegt, alte instand gesetzt, Flußläufe reguliert. In dieser Beziehung ist Napoleon viel zu danken. Vierzig Jahre war er alt, als er auf der Höhe der Macht stand. Im Jahre 1769 war er zu Ajaccio auf der Insel Korsika als Sohn eines Advokaten geboren; ein Jahr früher war die Insel aus dem Besitz Genuas an Frankreich durch Eroberung übergegangen.
Den Herrn Europas schmerzte sehr, daß seine Gemahlin ihm keinen Thronfolger geschenkt hatte. Deshalb ließ er sich von ihr scheiden. Der französische Senat sprach die Scheidung aus, und das Erzbischöfliche Gericht von Paris erklärte, daß eine gültige Ehe zwischen Napoleon und Josephine nicht bestanden habe. Während der französischen Revolutionszeit waren in Frankreich viele Ehen nicht kirchlich eingesegnet worden, auch die Napoleons nicht. In der Nacht vor der Kaiserkrönung wurde die kirchliche Einsegnung nachgeholt. Dabei sollen die vom Konzil von Trient vorgeschriebenen Formen nicht beachtet worden sein. Außerdem erklärte Napoleon, ihm habe damals der Wille gefehlt, eine Ehe im Sinne der Kirche einzugehen. Der Papst wurde'nicht gefragt. Das Urteil des Erzbischöflichen Gerichts in Paris nahm Napoleon das letzte Hindernis der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin. Durch seinen Gesandten ließ er in Rußland um die Hand der Prinzessin Anna, der Schwester Alexanders I., anfragen. Nach langem Zögern erklärte Alexander, seine Mutter wolle vor Ablauf von zwei Jahren ihre Einwilligung nicht geben, da die Prinzessin erst sechzehn Jahre alt sei. Der österreichische Kaiser nahm die Werbung um seine Tochter Maria Luise um des Friedens willen an. So wurde Kaiser Franz der Schwiegervater seines größten Gegners..
,
6. Reformen in Preußen.
Die Kriege gegen Napoleon hatten gezeigt, daß das preußische Heer und die preußische Staatsverwaltung nicht mehr auf der Höhe standen wie zur Zeit Friedrichs des Großen.
Sollte die Zukunft bessere Erfolge bringen, so war vieles zu ändern. Friedrich Wilhelm Lh. wurde von Männern unterstützt, die mit starker Hand und mit offenem Auge die Erneuerung der Kräfte des Preußischen Staates herbeiführten.
Stein und Hardenberg. Der erste dieser Männer war Freiherr vom Stein. Seine Heimat ist Nassau. Mit 23 Jahren trat er in den preußischen Staatsdienst. Selbst von tiefer Religiosität durchdrungen und durch makellosen Wandel ausgezeichnet, hielt er sür seine erste Aufgabe, Religion und Sitte zu fördern.
Um dem Bauernstande aufzuhelfen, hob er 1807 die Erbuntertänigkeit auf. Die Landleute, die früher meist im Dienste des Gutsherrn
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ajaccio Korsika Frankreich Europas Paris Frankreich Paris Nassau
4. Überblick über die europäischen Großstaateil.
57
Kabinetts, das früher neben dem Ministerium bestand und dessen Tätigkeit häufig lahmlegte.
Die Kunst verdankt ihm den Bau des heutigen Alten Museums in Berlin, das er mit Kunstwerken ausstattete, und das Grabmal der Königin Luise im Mausoleum zu Charlottenburg, von dem Bildhauer Christian Rauch ausgeführt, gleichzeitig ein Denkmal der Pietät gegen seine verstorbene Gemahlin. Demselben Meister hat er den Austrag zu dem Reiterstandbilde Friedrichs des Großen gegeben.
In seiner äußern Erscheinung lag etwas Imponierendes. Er war von hoher Gestalt; sein Antlitz trug den Ausdruck des Ernstes und der Milde, sein Blick war fest, klar, ruhig, offen und wahr, immerdar der Spiegel seines Innern. In der Bewegung seines Körpers lag hohe Würde, sein Gang war fest, ruhig und sicher, bis in sein Alter rüstig und kräftig. In seiner Kleidung wie in seinem ganzen Wesen liebte er die Einfachheit. Gewöhnlich trug er einen blauen Oberrock bis oben zugeknöpft und eine einfache Landwehrmütze. Im Jahre 1840 starb er im Alter von siebzig Jahren. An der Seite seiner Gemahlin Luise in der Königlichen Grabkapelle zu Charlottenburg wurde ihm das Grab bereitet. /
4. Überblick über die europäischen Grotzsiaaten mit Ausschluß Preußens während dieses Zeitraumes.
England. In England erlangten. die Katholiken durch die unablässigen Bemühungen Daniel O'connells und durch das wohlwollende Entgegenkommen des Ministerpräsidenten Lord Wellington, des Siegers von Waterloo, Gleichstellung mit den Mitgliedern der anglikanischen Hochkirche und dadurch Zutritt zum Parlament sowie zu allen Staatsämtern. Als 1837 König Wilhelm Iv. ohne männliche Nachkommen starb, folgte in England seine Tochter Viktoria, die bis 1901 regierte. In Hannover, wo weibliche Thronfolge nicht zulässig war, folgte des Königs Bruder Ernst August. England verlor dadurch feinen Sitz auf dem Deutschen Bundestage.
' Rußland hatte einen Ausstand in Polen niederzuwerfen und vereinigte sich mit Frankreich und England zum Schutze der Griechen gegen die Türkei. Griechenland, das seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1458 zum Türkischen Reiche gehörte, hatte feit 1821 um seine Unabhängigkeit gekämpft. Die Befreiung gelang erst, als die genannten fremden Mächte in den Kampf eintraten. In der Bucht von Navarino in Messenien unterlag die türkisch-ägyptische Flotte der englisch-französischen. Dem Landkrieg machte ein russisches Heer durch Besetzung von Adrianopel ein Ende. Die Türkei erkannte die Unabhängigkeit Griechenlands an.
Griechenland ein Königreich. Durch Übereinkunft der Mächte zu London im Jahre 1830 wurde Otto, der zweite Sohn des Königs
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Charlottenburg Friedrichs Charlottenburg England England Wellington England Hannover England Polen Frankreich England Griechenland Navarino Griechenlands London
7. Der Französische Krieg 1870—1871.
89
sich auf dem Bahnhöfe zu Ems von ihm zu verabschieden. Graf Benedetti, der König Wilhelm hoch verehrte, hat sich nie über unfreundliche Behandlung seitens des Königs beklagt.
/ Kriegserklärung. Am 19. Juli 1870 ließ die französische Regierung der preußischen die Kriegserklärung überreichen.
Gerade sechzig Jahre vorher, am 19. Juli 1810, war des Königs Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, gestorben. König Wilhelm begab sich an dem doppelt wichtigen Tage in das Mausoleum zu Charlottenburg, um am Grabe seiner Eltern zu beten.
„Heute war's vor sechzig Jahren," Tret' ich denn zum neuen Kampfe
Leise seine Lippe spricht, Wider alte Feinde ein,
„Als ich sah zum letzten Male Dann soll's mit dem alten Zeichen,
Meiner Mutter Angesicht! Mit dem Kreuz von (Eisen sein!
Heute war's vor sechzig Jahren, Der Erlösung heilig Zeichen
Als ihr deutsches Herze brach Leuchte vor im heil'gen Krieg,
Um den Hohn des bösen Feindes, Und der alte Gott im Himmel
Um des Vaterlandes Schmach! Schenk' dem alten König Sieg!
Jette Schmach hast du gerochen Blicke segnend, Mutterauge,
Längst, mein tapfrer Vater, du, Vater, sieh, dein Sohn ist hier,
Aber Frankreich wirst aufs neue Und auch du, verklärter Bruder,
Heute uns den Handschuh zu! Heute ist dein Herz bei mir!“
wieder sitzt ein Bonaparte Leise weht es durch die Halle,
Ränkevoll aus Frankreichs Thron, König Wilhelm hebt die Hand,
Und zum Kampfe zwingt uns heute All die goldnen Sprüche funkeln
wieder ein Napoleon! Siegverheißend von der wand.
Zu Lharlottenburg im Garten Aus dem düstern Fichtenhain Tritt der König hoch und mächtig,
Um sein Antlitz Sonnenschein! hesekiel.
Kriegsbereitschaft. Der französische Kriegsminister hatte erklärt, Frankreich sei zum Kriege vollkommen gerüstet. Dies war nicht wahr. Es fehlte an Ausrüstung für die Truppen, an Karten der Grenzgebiete, an Lebensmitteln für Soldaten und Pferde. Als Kaifer Napoleon Iii. bei der Armee eintraf, fand er keinen einzigen Truppenkörper völlig kriegsbereit. Preußen und der Norddeutsche Bund waren dagegen vollständig auf den Krieg vorbereitet, als er erklärt wurde; die süddeutschen Staaten stellten, dem Bündnis getreu, ihre Truppen unter Preußens
berbefeht. 5^roaf,en un^ preußen Hand in Hand,
Der Nord, der Süd ein Heer! was ist des Deutschen Vaterland? wir fragen’s heut nicht mehr!
Ein Geist, ein Arm, ein einz’ger Leib,
Ein Wille sind wir heut!
Hurra, Germania, stolzes Weib,
Hurra, du große Zeit!
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Extrahierte Personennamen: Benedetti Wilhelm Wilhelm Wilhelm Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburg Frankreich Frankreichs Frankreich
200
Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Neichr.
stand nicht anerkannt; in kühnem Zuge führte er seine Truppen quer durch Norddeutschland hindurch und erreichte die Wesermündung, von wo ihn englische Schiffe nach England führten. Auch die Tiroler wollten sich im Vertrauen darauf, daß ihr Kaiser Franz sie nicht verlassen werde, dem Friedensschlüsse nicht unterwerfen und griffen noch einmal zu den Waffen. Aber sie wurden von bayrischen, französischen und italienischen Truppen unterworfen; Andreas Hofer wurde in seinem Versteck, einer hoch über dem Passertale gelegenen Sennhütte, aufgefunden und in Mantua erschossen.
§ 210. Napoleons Weltherrschaft. Napoleon hatte jetzt die Höhe seiner Macht erreicht. Friedrich Wilhelm Iii., der zwar an dem letzten Kriege nicht teilgenommen, aber dennoch durch seine Maßregeln seinen Verdacht erregt hatte, wurde genötigt aus Königsberg, wo er bisher residiert hatte, in das von französischen Festungsgarnisonen umgebene Berlin zurückzukehren. Im nächsten Jahre, 1810, traf den gedemütigten König und das unglückliche Land ein neuer schwerer Schlag: in blühendem Alter starb die Königin kur<$ den Niedergang Preußens tieferschütterte Königin Luise. „Ich bin Luise, tüte vom Blitz getroffen", schrieb damals Blücher; „Gott im Himmel, sie muß vor uns zu guht gewesen sein."
Indessen schien sich O st e r r e i ch, wo nunmehr Graf Metternich der leitende Minister war, ganz an den Weltherrscher anschließen zu wollen. Im Jahre 1810 vermählte sich Napoleon, nachdem er sich von seiner Ge-Marie^ Luise mahlin Josephine geschieden hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Österreich. Kaisers Franz. Und diese schenkte ihm 1811 den ersehnten Thronerben, der den Titel eines Königs von Rom erhielt.
Immer rücksichtsloser vergrößerte unterdessen Napoleon sein Reich. Im Süden verleibte er ihm jetzt auch Rom ein, von wo er den Papst als Gefangenen wegführen ließ. Ferner vereinigte er, nachdem sein Bruder ?äm!n/des' Ludwig freiwillig die Krone von Holland niedergelegt hatte, Holland schm Reiches f010*6 9an8e deutsche Nordseeküste nebst den drei Hanse st ädten mit Frankreich, das nunmehr bis zum Garigliano und bis zur Trave reichte.
«ründe^jum 5 gll. Der russische Feldzug. Während Napoleons Politik immer gewaltiger wurde, erkaltete sein Verhältnis zu Alexander von Rußland. Dieser konnte die ungeheure Vergrößerung des französischen Weltreiches nicht ruhig mit ansehen; daß auch Oldenburg, dessen Herzöge
Der französisch-russische Krieg. 1812.
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Napoleons Napoleons Holland Europa Frankreich Frankreich England Sardinien Sewastopol Paris Italien Sardinien Italien Magenta
292
Geschichtliche Tabellen.
1672 — 1679
1675 28. Juni
1679
1681
1683
1685
Der erste Raubkrieg Ludwigs Xiv. gegen die spanischen Niederlande.
Der zweite Raubkrieg; Angriff auf Holland (Wilhelm Iii. von Dramen). Der Kurfürst zieht den Holländern zu Hilfe.
Besiegung der in die Mark eingefallenen Schweden bei F e h r b e l l i n; Eroberung von Schwedisch-Vorpommern.
Vertreibung der Schweden aus Preußen. Friedensschlüsse von Nimwegen und St. G er-main; Rückgabe der schwedischen Eroberungen.
Die Reunionen Ludwigsxiv.
Überfall von Straßburg.
Die Türken vor Wien (Kara Mustafa, Starhemberg) und ihre Besiegung durch Karl von Lothringen.
Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig Xiv.; das Edikt von Potsdam; die Risugiös.
Demütigung der preußischen Landstände durch den Kurfürsten. — Schaffung eines stehenden Heeres. — Neuordnung der Finanzen. — Fürsorge für Ackerbau, Gewerbe, Handel; Gründung einer Flotte, Anlegung von Kolonien.
1688—1713
1688
1688—1697
1701 18. Jan.
Friedrich Iii. (I.)
Sturz Jakobs Ii. Stuart, Königs von England, durch Wilhelm Iii. von Dräniert.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiv. Verwüstung der Pfalz.
Türkenkrieg; Prinz Eugen von Savoyen.
Sieg von Zenta. Eroberung Ungarns. Königskrönung Friedrichsi. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte zu Königsberg.
Friedrichs Fürsorge für Wissenschaft und Kunst.
1701 1714 Der spanische Erbfolgekrieg. Philipp von
Anjou, der jüngere Enkel Ludwigs Xiv., und Karl, Leopolds I. zweiter Sohn.
Sieg des Prinzen Eugen und Marlboroughs bei Höch-stedt; Leopold von Dessau.
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Anjou Philipp Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Karl Karl Leopolds_I. Eugen Leopold_von_Dessau Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xiv Niederlande Holland Schweden Nimwegen Ludwigsxiv Wien Nantes Potsdam England Ludwigs_Xiv Ungarns Friedrichs
Friedlich Wilhelms Anfänge. Der schwedisch-polnische Krieg.
141
kaiserfteundlicher Politik Friedrich Wilhelm nicht übereinstimmte; da starb dieser, ehe es zu ernsten Zwistigkeiten zwischen ihm und seinem jugendlichen Herrn kam. Da das Land durch den Krieg und die Truppendurchzüge die schwersten Leiden zu erdulden hatte, so schloß der Kurfürst zunächst mit den Schweden einen Wasfenstillstand, wodurch ihre Truppen von Brandenburg ferngehalten wurden.
Vor allem trat er nunmehr für den allgemeinen Frieden ein, der freilich u. a. dadurch erschwert wurde, daß er sowohl wie Schweden nach dem Besitze Pommerns strebten; Friedrich Wilhelm wünschte den Besitz dieses Landes, um nach holländischem Beispiel dort eine Seemacht zu schaffen und Brandenburg am Welthandel zu beteiligen, Schweden, um seine Herrschaft über die Ostsee zu sichern und zu erweitern. Durch den westfälischen Frieden siel dem Kurfürsten nur das hafenarme Hinterpommern zu, während toef^serc(lc^ Vorpommern nebst der Odermündung im Besitze der Schweden verblieb.
Dafür erhielt er außer dem Bistum Ca mm in binnenländische Gebiete, Halber stadt, Minden und die Anwartschaft auf Magdeburg.
Inzwischen hatte sich der Kurfürst vermählt, nicht mit Christine von Schweden, wie es zeitweise geplant worden war, sondern mit der Prinzessin Luise Henriette v ojj slraiüen. Sie war eine ernste, fromme ^“tljtete Frau, der man früher auch die Abfassung mehrerer Kirchenlieder zuschrieb; ihrem Gemahl war sie eine treue Beraterin, ihren Söhnen eine sorgsame Mutter. Den Werken christlicher Liebestätigkeit war sie von Herzen zugetan.
Aus ihrer Heimat brachte sie das Verständnis für Landwirtschaft und Gartenbau mit; sie soll die ersten Kartoffeln in der Mark gezogen haben.
Nachdem der Friede geschlossen war, konnte sich der Kurfürst nunmehr der hohen Aufgabe widmen, die ihm vorschwebte, Brandenburg groß und stark zu machen. Seine natürlichen Feinde waren Schweden, das ihm Vorpommern geraubt hatte, und Polen, dessen Lehnshoheit in Preußen ihm drückend war; dazu hatte er zeitweise auf der einen Seite Frankreichs König Ludwig Xiv., der Deutschlands Freiheit bedrohte, andrerseits den Kaiser, der Brandenburgs Emporkommen nicht wünschen konnte, zu Gegnern. Um Brandenburg zum Kampf m't solchen Widersachern zu befähigen, brauchte der Kurfürst vor allen Dingen ein Heer, zu dessen Erhaltung er die Staatseinkünfte erhöhen und den Widerstand der allzu mächtig gewordenen Stände brechen mußte. Zugleich aber dachte er, der erste Volkswirt auf Brandenburgs Thron, die Bevölkerung seiner Länder wirtschaftlich zu stärken, die Landwirtschaft, das Gewerbe, den Handel zu fördern und so den allgemeinen Wohlstand zu heben.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Christine_von_Schweden Luise_Henriette Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Preußens Erhebung zum Königreiche und der spanische Erbfolgekrieg.
153
Regimenter zu sichern. So kam denn im Jahre 1700 ein Vertrag, der Krontraktat, zustande: der Kurfürst versprach für den spanischen Krieg einen beträchtlichen Teil seiner Armee zur Verfügung zu stellen; dafür gab der Kaiser seine Zustimmung dazu, daß er für sein souveränes Herzogtum Preußen den Königstitel annähme. Friedrich nahm den Titel eines Königs in Preußen ein; erst Friedrich der Große hat, nachdem er durch die erste polnische Teilung auch Westpreußen erworben hatte, sich König von Preußen genannt. Nachdem Friedrich ant 17. Januar 1701 den Orden vom Schwarzen Tönung. Adler gestiftet hatte, der die Devise Suum ouique (Jedem das Seine) 18i70iuac trägt, setzte er am 18. Januar zu Königsberg unter Entfaltung großer Pracht sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Königskrone auf das Haupt. Darauf wurde er allmählich von den Mächten Europas anerkannt.
Die preußischen Regimenter aber zogen in den spanischen Erb-folgekrieg, wo sie zwar viel Ruhm erwarben, aber für eine Sache kämpften, die ihnen fremd war; und zwar zu einer Zeit, wo an den Grenzen Brandenburg-Preußens ein Krieg tobte, der dessen Interessen viel näher berührte. Es war der nordische Krieg, den Rußland, Polen und Dänemark gegen Schweden führten (§170).
§ 168. Der spanische Erbfolgekrieg. 1701-1714. Auf die Erbschaft mi-m*. Karls Ii. von Spanien, der, immer schwach und kränklich, im Jahre 1700 starb, ohne Kinder zu hinterlassen, machten einerseits Kaiser Leopold, andrerseits Ludwig Xiv. Anspruch. Beide waren mit einer Schwester Karls Ii. verheiratet gewesen; Ludwig Xiv. forderte Spanien und seine Nebenlande für seinen jüngeren Enkel, Philipp vvnanjou, der Kaiser für seinen zweiten Sohn Karl. Mancherlei Verhandlungen erfüllten bereits die letzten Lebensjahre des spanischen Königs. Diese gingen besonders von Wilhelm Iii. von Orani en aus, der die Würde eines englischen Königs mit der des Erbstatthalters in den Niederlanden vereinigte; er wünschte vor allem zu verhindern, daß Spanien einem französischen Prinzen zufiele, da er darin eine Verschiebung des Gleichgewichts der europäischen Mächte und einen bedrohlichen Machtauffchwung Frankreichs sah.
Nach Karls Ii. Tode ergab sich, daß er in seinem Testament Philipp von Anjou zum Erben eingesetzt hatte. Dieser nahm die Erbschaft an, eilte nach Madrid und fand als P h i l i p p V. in Spanien allenthalben Anerkennung. Jetzt aber vereinigten sich der Kaiser — bis 1705 Leo* poldl., von 1705—1711 sein älterer Sohn Joseph I. —, dasdeutsche ^os^bis
Reich, unter dessen Fürsten der neue König von P r e u ß e n durch sein Heer mi.
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Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Europas Polen Schweden Karls Spanien Karls Spanien Niederlanden Spanien Frankreichs Karls Madrid Spanien
214
Dar Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung de» neuen Netchs.
Bar-sur-Aube den Feind zum Rückzug gezwungen; damals erhielt Prinz Wilhelm von Preußen an der Seite eines russischen Regiments die «r^s-sur. Feuertaufe. Bedeutsamer war der Sieg Schwarzenbergs bei A r c i s - s u r -A u b e. Da schlug Napoleon unerwarteterweise den Weg nach Osten ein, in der Hoffnung, der Feind werde ihm folgen und die Richtung auf Paris aufgeben. Aber durch einen aufgefangenen Brief Napoleons über seilte Absichten unterrichtet, setzten die Verbündeten den Marsch fort, schlugen die Truppen, welche die französische Hauptstadt deckten, und am 31. März zogen 3i. M-irz. Alexander und Friedrich Wilhelm unter dem Jubel der Bevölkerung in Paris ein. Ihnen folgte darauf Kaiser Franz. Der französische Senat, sonst so gehorsam gegen Napoleons Befehle, sprach seine Absetzung aus. Auf dem Schloß zu Fontainebleau unterzeichnete Napoleon seine Abdankung. „Der Mensch ist am Boden", schrieb Stein.
Nach Alexanders Vorschlag wurde dem gestürzten Herrscher die Insel Elba mit dem Recht der Souveränität angewiesen. Auf den Thron von Frankreich kehrten die Bourbonen zurück. Der Bruder des Hingerichteten Lud- Ludwig Xvi. wurde als König anerkannt; er nannte sichludwig Xviii., x\ m. da ker unglückliche Dauphin als Ludwig Xvii. mitgezählt wurde. Mit Säi?Hin schlossen die Mächte den ersten Pariser Frieden, in welchem das besiegte Frankreich, dank der Großntut des Kaisers Alexander, sehr vorteilhafte Bedingungen erhielt. Es behielt den Umfang, den es vor den Koalitionskriegen gehabt hatte; es zahlte keine Kriegsentschädigung, und selbst die allerorten geraubten Kunstschätze wurden nicht zurückgegeben, mit Ausnahme der Viktoria, die nach Berlin zurückkehrte.
§ 221. Derwitner Kongreß. 1814—1815. Noch aber waren zahlreiche Fragen zu entscheiden. Polen mußte zum vierten Male geteilt, Preußen entschädigt, Österreich wiederhergestellt werden; über Norwegen, die Niederlande, Italien mußten Bestimmungen getroffen werden; dazu kam die Frage, wie die deutschen Staaten zu einer Einheit zusammengefaßt werden könnten. Um diese Aufgaben zu lösen, trat zu $Biut einkongreß zusammen, auf dem die Monarchen von Österreich, Preußen und Rußland, dazu eine große Anzahl anderer Fürsten und die diplomatischen Vertreter der meisten europäischen Staaten anwesend waren. Es war eine glänzende Versammlung. Ihre Beratungen wurden vielfach durh^Ränke und Umtriebe gehemmt. Doch blieb der Friede erhalten, und man gelangte zu einem Einverständnis. Aus den Beschlüssen des Kongresses ging eine Neu, ordmmg des europäischen Staatensystems hervor.
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Extrahierte Ortsnamen: Schwarzenbergs Paris Napoleons Paris Napoleons Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Viktoria Berlin Norwegen Niederlande Italien
110.
Die Zeit der hchsten Machtentfaltung Napoleons.
23
Leiden und Aufregungen nicht gewachsen; sie starb am 19. Juli 1810 1810. während eines Besuches bei ihrem Vater in Neustrelitz. Durch den Adel der Gesinnung, die Klarheit des Blickes, die unerschtterliche Ausdauer im Unglck hat sie sich die Bewunderung der Mit- und Nachwelt er-worben. Sie wurde als das Ideal einer deutschgesinnten Frstin der Schutzgeist des Volkes, ein guter Engel fr die gute Sache".
5. Napoleons Familienverhltnisse. Als Napoleon aus dem fter-reichischen Kriege zurckkehrte, lste er trotz der Beliebtheit Josephinens beim Volke die Ehe mit ihr. Ihre Nachfolgerin auf dem Throne wurde, nachdem er sich vergebens um eine Schwester des Kaisers von Rußland bemht hatte, Maria Luise, die Tochter des Kaisers Franz. Kurz vor der Trauung im Frhjahr 1810 war sterreichs treuester Sohn in Mantua dem Korsen zum Opfer gefallen. 1811 wurde der ersehnte Thronfolger (König von Rom) geboren.
6. Die Staaten Europas. Das franzsische Kaiserreich dehnte sich immer weiter aus (Karte 11). 1810 sah sich Napoleons Bruder Ludwig (vermhlt mit Hortense, der Tochter der Josephine Beauharnais), von ihm zum König von Holland gemacht, wegen der Festlandsperre gentigt abzudanken. Sein Land, die deutschen Kstenlnder an der Nordsee und die drei Hansastdte wurden Frankreich einverleibt. Von Italien gehrte der nordwestliche Teil mit dem Kirchenstaate (seit der Gesangen-nhme des Papstes 1809) zu Frankreich, ebenso die Jllyrischen Provinzen. Aus der Zisalpinischen Republik war das Knigreich Italien geworden, als dessen Vizeknig Napoleon seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais eingesetzt hatte. König von Neapel war Napoleons Schwager Murat. In Spanien behauptete sich Joseph Bonaparte trotz der zahlreichen Volks-aufstnde als König. In Deutschland gehrten alle Lnder auer Preußen, Osterreich und dem von Dnemark eingezogenen Holstein, soweit sie nicht Frankreich einverleibt waren, zum Rheinbunde. Ihre Fürsten, dem Volke gegenber unumschrnkt, hatten Napoleons Machtsprchen zu gehorchen. Gebietsvergrerungen und Rangerhhungen waren die Belohnungen, die ihnen Napoleon zuteil werden lie. Preußen und sterreich, besiegt und geschwcht, standen ebenfalls unter dem Drucke der franzsischen Macht. Das Herzogtum Warschau war im Frieden zu Schnbrunn vergrert worden. Rußland (vergrert durch Finnland in einem Kriege gegen Schweden) und Dnemark waren Napoleons Verbndete. Nur Eng-land blieb ein unbesiegter Feind Frankreichs.
Der Beherrscher des europischen Festlandes, von seinen Erfolgen berauscht und von Schmeichlern umgeben, verachtete die Menschen immer mehr und verlor dabei die Klarheit des Blickes. Seine Macht hatte ihren Hhepunkt erreicht.
Mit welchem Rechte nannte sich Napoleon den Nachfolger Karls des Groen?
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